Günter Buchholz: Anmerkungen zur Sinnhaftigkeit der „Gender Studies“ im Wissenschaftssystem

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Anmerkungen zur Sinnhaftigkeit der „Gender Studies“ im Wissenschaftssystem

Professor Dr. Günter Buchholz

Die „Gender Studies” (GS) haben sich aus der sogenannten Frauenforschung der 70er-Jahre des 20. Jh. entwickelt.

Gender bedeutet biowissenschaftlich: männliches und weibliches Geschlecht (= Dimorphismus), und die „Gender-Biomedizin zielt diagnostisch und therapeutisch genau darauf und dies ganz zu Recht ab; sie hat jedoch mit „Gender Studies“ nichts, gar nichts zu tun. (1)

GS wird synonym als „Geschlechterforschung“ bezeichnet, aber es fehlt ein inhaltlicher und methodischer Anschluß an die Biowissenschaften. Der Begriff „Geschlecht“ wird antibiologisch und sozialkonstruktivistisch gefasst und hat für die GS des Status des zentralen Axioms, ähnlich wie in der Theologie die Kategorie „Gott“, die theologisch, nicht aber religionswissenschaftlich als gültig vorausgesetzt wird.

„Geschlecht“ (im Sinne der GS) wird angeblich erst nachgeburtlich „konstruiert“, ist somit eine rein soziale Kategorie, und mit dieser sozialen Geschlechtswerdung (doing gender durch Geschlechtsstereotype) ist angeblich eine strukturelle soziale Ungleichheit gesetzt, durch welche die „Männer“ die „Frauen“ sozial dominieren, im sogenannten Patriarchat, oder, synonym, mittels der sogenannten strukturelle Benachteiligung der „Frauen“, die diese stets als Opfer-Abo mit Kompensationsforderung zur gesellschaftlichen Geltung bringen.

Daraus ergibt sich die politische Praxis der systematischen gesellschaftspolitischen Bevorteilung der Frauen zu Lasten der Männer. Diese Praxis immer wieder ideologisch zu begründen ist das eine Ziel der GS, das andere besteht in der ideologischen Selbstreproduktion. Dieser gesamte, in verschiedenen Versionen vertretene genderistische Behauptungszusammenhang ist ideologisch konstruiert und entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Die Biologe Ulrich Kutschera hat die fundamentalen Irrtümer des Genderismus aufgedeckt und biowissenschaftlich widerlegt, zugleich hat er die genderistische Ideologie als „Moneyismus (nach dem Begründer des Genderismus, nach John Money) benannt und fundamental kritisiert (2)

Der Anspruch der GS auf Wissenschaftlichkeit kann nicht begründet werden.

Erstens fehlt es an einer Forschungsfrage, weil das Geschlechterverhältnis im GS-Sinne als a priori gegeben unterstellt wird. Es kann daher in den GS immer nur darum gehen, die eigenen ideologischen Vorurteile auszubreiten, zu wiederholen und zu bestätigen. So werden dann auch die genderideologischen Vor- und Fehlurteile gegen die Biowissenschaft gewendet, was völlig absurd ist. Denn keinerlei Deutung kann gegen realwissenschaftliche Erkenntnisse geltend gemacht werden. (3) Nicht Poppers Zweifel an Prämissen, Begründungen, empirischen Belegen und Resultaten ist in den GS gefragt, sondern jene ideologische Gewissheit, die in Sekten ihr Soziotop finden.

Zweitens gibt es aus diesem Grund keine ergebnisoffene Forschungshaltung, sondern die Parteilichkeit einer politischen Agenda, bei der der vermeintlich gute Zweck die Mittel heiligt. Daher wird die Leitidee der Wertfreiheit (Max Weber) verworfen, und die Forderung der bestmöglichen Trennung des wissenschaftlichen Begründungszusammenhangs vom gesellschaftlichen Entstehungs- und Verwendungszusammenhang wird durchbrochen, was schlüssig ist, weil es einzig darum geht, genderpolitische Ziele pseudowissenschaftlich zu begründen. Daher wird auch auf kritisch-empirische Überprüfung genderistischer Behauptungen verzichtet.

Einen ernsthaften Versuch einer wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung sucht man ebenso vergebens. Sie ist lediglich schwierig und lästig, und die vorhandenen Texte hierzu zielen einzig darauf ab, mit Rückgriff auf die Beliebigkeiten der philosophischen Postmoderne den Wissenschaftsanspruch als solchen zu entwerten und zu verwerfen und ihn durch Macht zu ersetzen (Diskurs-Begriff bei Foucault).

Aus all diesen Gründen ist es nicht überraschend, dass es keine, zumindest keine mir bekannten, wissenschaftlich begründeten Akkreditierungen und Evaluationen der GS in Lehre und Forschung gibt. (4) In Niedersachsen hat zwar eine Forschungsevaluation der GS stattgefunden, jedenfalls gibt es einen Bericht mit diesem Etikett, aber faktisch war dies eine Farce, wie sich aus meiner Kritik daran erkennen läßt. (5)

„Die Wirkung der „Gender Studies” ist eine doppelte: erstens wird der Irrationalismus gefördert, weil die Denkstruktur der Gender Studies antiwissenschaftlich ist, und zweitens wird das intellektuelle Anspruchsniveau abgesenkt, zum Schaden aller, selbst der dadurch scheinbar begünstigten Personen in Lehre und Forschung.“ (3)

Quellen – „Gender Studies”:

(1) Gender-Diskurs: Warum der Gender-Begriff überflüssig und irreführend ist

Cuncti: Diversity-Management – Wem nützt das?

(2) Kutschera, Ulrich: Das Gender-Paradoxon, LIT-Verlag: Berlin 2016; hierzu:

Rezensionen: Ulrich Kutschera – Das Gender-Paradoxon

(3) Cuncti: Geschlechterdebatte: Deutung statt Erklärung

(4) Cuncti: Braucht unsere Gesellschaft Gender-Studies?

(5) Hochschule Hannover: Gender Studies – Die Niedersächsische Forschungsevaluation und ihre offenen Fragen

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