Gender Mainstreaming: Begriff und Definition – Wozu Gender Studies?

Ulrich Kutschera - Das Gender-Paradoxon

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Gender Mainstreaming: Begriff und Definition

– Wozu Gender Studies?

Zwei Beiträge zu zwei umstrittenen Begriffen. Viele wissen nicht, was die Begriffe “Gender Mainstreaming” und “Gender Studies” überhaupt genau bedeuten.

Daher verweisen wir auf zwei Beiträge zum Thema. Zunächst stellen wir ein Interview aus dem Jahr 2010 vor, das sich mit dem Begriff “Gender Mainstreaming” beschäftigt. Interviewt wurde  Dr. med. Christl Ruth Vonholdt, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft.
Anschließend gehen wir der Frage nach, wofür und ob man überhaupt “Gender Studies” braucht.

Gender Mainstreaming: Begriff und Definition im Interview

Gender Mainstreaming: Ein Programm zur Gestaltung von Zukunftslosigkeit?

Was versteht man unter „Gender Mainstreaming“?

Gender Mainstreaming (GM) ist ein facettenreicher Begriff. Manche verstehen darunter einfach die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter. Sie meinen, im GM ginge es vor allem darum, bestehende Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen von Frauen oder Männern zu beseitigen. Wenn das so wäre, wäre GM zu begrüßen. GM meint aber im Kern etwas anderes und wenn man dieses andere nicht will, sollte man auf den Begriff GM verzichten. (…)

Die sprachlichen Verirrungen der Menschen, die den Begriff des GM nutzen werden hier angesprochen. Oftmals sind diese Verirrungen beabsichtigt, um andere Dinge über die Gleichberechtigung durchzusetzen.

Worum geht es denn dann bei Gender Mainstreaming?

Der Begriff Gender Mainstreaming hat seinen Ursprung in der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995. Er bedeutet, die Gender-Theorien (GT) in den Mainstream, also in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Die GT aber sind eine ganz bestimmte, sehr radikale Theorie über Geschlecht, über Mann- und Frausein. (…)

In der Bundesrepublik Deutschland hatte die Partei „PDS“ schon im Jahr 2001 einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach die Kategorien „Mann“ und „Frau“ aus dem Personalausweis und allen amtlichen Dokumenten zu streichen seien, weil das den Menschen in seiner freien Entfaltung einengen würde.

Es ist interessant wie lange es Bestrebungen gibt, die Geschlechter offiziell aufzulösen.

Was genau soll bei der Verwendung des Begriffes „gender“ betont werden? Reicht es nicht, von Geschlecht, also von „sex“ zu reden?

Im Englischen gibt es zwei Begriffe für „Geschlecht“: „sex“ und „gender“.

Der Begriff sex betont das Biologische am Geschlecht. Außerdem gibt es den Begriff gender, dieser betont das soziale Geschlecht, wie sich Mannsein und Frausein im Alltag zeigen, also auch die männliche und weibliche Geschlechtsrolle. Da der Mensch ein ganzheitliches Wesen ist und Leib und Seele zusammengehören, wurden im Alltagsenglisch sex und gender synonym gebraucht.

In den 1970er Jahren entstanden die Gender-Theorien, die ihren politischen Weg dann über die Weltfrauenkonferenz 1995 im Gender Mainstreaming fortsetzten. Die Vertreter der GT trennten sex und gender und entwickelten die Auffassung, dass die biologischen Gegebenheiten (sex) nur zufällige körperliche Anhängsel ohne Bedeutung seien und dass die soziale Gestalt von Frausein beispielsweise nichts mit der Biologie zu tun habe. Sie taten das, um den Menschen von jeder Geschlechtsrolle und von der Kategorie Geschlecht überhaupt zu „befreien“. Das ist aber nicht möglich. Es ist, als wolle man einem Fisch sagen, er sei frei, sich im Wasser oder auf der Erde oder in der Luft zu entfalten. Diese Freiheit hat der Mensch nicht. Er kann sich nicht selbst nach Belieben neu erfinden. Er kann sein Potential nur entfalten, wenn er das ihm Gegebene, seine Verwurzelung in seiner Leiblichkeit, annimmt. (…)

Dies sind Aspekte, die zumeist verleugnet werden.

Das von Ihnen geleitete Institut exponiert sich immer wieder mit Publikationen zu Fragen der Sexualethik und stößt auf harsche Kritik bis hin zu Anfeindung und Verleumdung. Lohnt es überhaupt, diese Debatten zu führen?

Ich setze mich insbesondere für die Rechte und Bedürfnisse der Kinder ein. Die Gender-Theorien und Gender Mainstreaming wollen eine Gleichstellung aller sexuellen Lebensformen und eine freie Wahl des Geschlechts für jeden. Das wirkt sich zerstörerisch auf die Lebensgrundlagen der nächsten Generation aus. Kinder brauchen nicht einfach „zwei Erwachsene”. Sie brauchen Vater und Mutter, die beide die Gaben und Grenzen ihrer männlichen und weiblichen Identität aus einer inneren Sicherheit heraus leben können und den Kindern so auch die notwendige Sicherheit geben können. Erwachsene, die davon ausgehen, dass sie ihre Geschlechtsidentität oder sogar ihr Geschlecht jederzeit ändern können, können diese Sicherheit nicht geben. (…)

Gerade Kinder werden in den Geschlechterdebatten oft vergessen.

Nach dem Gender Maintreaming der nächste Schritt

Im nächsten Schritt geht es vom Gender Mainstreaming zu den Gender Studies. Auf der Seite “Forschung Lehre – Alles was Wissenschaft bewegt“, findet sich der Artikel

Wozu Gender Studies?
Ein Forschungsfeld zwischen Feminismus und Kulturwissenschaft

Der Begriff ‚Gender ­Studies‘ wird derzeit auf mindestens drei Weisen verwendet: als Bezeichnung ­eines transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Forschungsgebietes, als beschwichtigende Umbenennung der feministischen Geschlechterforschung und als rhetorisches Mäntelchen für bürokratische Frauenfördermaßnahmen. ­Eine kritische Bestandsaufnahme aus soziologischer Sicht.

In dieser Zusammenfassung wird die Nötigkeit der Gender Studies nicht deutlich. Das Gegenteil ist der Fall.

(…) Die Geschlechterforschung verwendet Geschlecht als analytische Kategorie und empirische Variable, sie beobachtet Phänomene also mithilfe der Geschlechterunterscheidung und stellt so biologische Geschlechtsunterschiede oder soziale und sprachliche Ungleichheiten fest. Die Gender Studies dagegen beobachten diese Unterscheidung selbst als Phänomen, d.h. sie untersuchen, ob und wie eine Gesellschaft ‚Geschlechter‘ unterscheidet (wie sie es auch mit ‚Rassen’ tun oder lassen kann) – etwa in Geburtssituationen, sprachlichen Formen, Tätigkeiten, sozialen Beziehungen usw.  (…)

Während die Geschlechterforschung also rein empirisch arbeitet, arbeiten die Gender Studies mit Phänomenen und interpretieren diese. Die Einstellung des Interpretierenden führt zu einer gelenkten Sichtweise. Eine feministische Frau wird gesellschaftliche Phänomene anders interpretieren und als Forschung ausgeben als ein nicht-feministischer Mann.

(…) Zum einen ist ‚Gender‘ ein dünner rhetorischer Lack auf einer traditionellen Frauenforschung, die sich als feministische Gegenwissenschaft versteht. Sie ist im Wesentlichen Geschlechterforschung geblieben, die in der Feststellung sozialer Ungleichheit ihr Zentralthema hat. Zum anderen verschleift sich das Label ‚Gender‘ in einem politischen Etikettenschwindel: Auf der einen Seite tarnen sich mit ihm verzweifelte hochschulpolitische Versuche, hartnäckige Männerdomänen in bestimmten Fächern mit ‚Frauenprofessuren‘ aufzubrechen; auf der anderen Seite macht das sog. ‚Gender Mainstreaming‘ von Bürokratien die analytischen Gewinne des Konzeptes zunichte, indem es Personen unausgesetzt mit der Geschlechterunterscheidung beobachtet und ‚gendert’, ohne zu reflektieren, dass dies das Geschlecht beständig reproduziert, obwohl es doch einmal erklärtes Ziel dieser Politik war, dessen soziale Relevanz abzubauen. In dieser traurigen Gestalt ist der Feminismus zu einer Staatsmacht geworden, die sich gebärdet wie eine Guerilla im Kampf gegen einen übermächtigen Klassenfeind. (…)

Beide Beiträge bieten eine Grundlage für weitere Diskussionen.

Gender und feministische Politik

(…) Das Konzept ‚Gender‘ ist in der öffentlichen Wahrnehmung auf diese Weise heillos mit feministischer Politik und bürokratischer Frauenförderung verquickt worden. (…)

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