Günter Buchholz: Warum der Gender-Begriff überflüssig und irreführend ist

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Warum der Gender-Begriff überflüssig und irreführend ist

Günter Buchholz


  1. Gender Mainstreaming (GM) ist eine Strategie, deren Ziel „Gender Equality“ ist. Gender Equality bedeutet aus Perspektive des Grundgesetzes: Gleichberechtigung (Art. 3; sowie ergänzend Art. 33). Gleichberechtigung ist als Ziel unstrittig, und sie besteht, seitdem das GG 1949 in Kraft gesetzt worden ist. In der Weimarer Verfassung war demgegenüber allerdings noch von „gleichen Rechten und Pflichten“ die Rede, aber die Gleichverpflichtung ist im GG leider nicht mehr angekommen (Beispiel: Wehrpflichtdienst oder Wehrersatzdienst).
  2. Gleichberechtigung (Chancengleichheit) ist das genaue Gegenteil von Gleichstellung (nämlich der vorab gerantierten Gleichheit im Ergebnis). Daher beziehen sich alle Einfachen Gesetze zu Unrecht auf ein angebliches Gleichstellungsgebot des GG. Ein solches gibt es nicht. Das GG kennt im Art. 3 aussschließlich den Begriff der Gleichberechtigung, d.h. der Chancengleichheit, und es schließt damit den gegenteiligen Begriff der Gleichstellung logisch aus, mit entsprechenden Konsequenzen für die  Gültigkeit der genannten Einfachen Gesetze.
  3. Der Begriff der Gleichberechtigung bezieht sich auf die Gleichwertigkeit der beiden Geschlechter (wie aller Menschen), also der Männer und der Frauen, deren natürliche Ungleichheit rechtlich zu keiner sozialen Ungleichheit werden soll. Ebenso sollen andere Ungleichheiten zwischen Menschen rechtlich nicht zu sozialen Ungleichheiten führen, sondern alle sollen in ihrer Menschenwürde und ihrer Individualität im gesetzlichen Rahmen frei leben und ihr Leben gestalten können. Das allerdings gelingt dem einen je nach Lebensplan besser, den anderen schlechter, was teils an den konkreten Umständen liegen mag, teils, aber nicht zuletzt, an den persönlichen Bemühungen der Individuen.
  4. Sexualität bedeutet auf der zellulären Ebene die Fusion von Eizelle und Spermium (nach Ulrich Kutschera), und sie ist damit biologisch identisch mit der Fortpflanzung. Zur Sexualität gehört, bei Säugetieren und auch bei Vögeln, ein entsprechendes erotisches Verhalten, nämlich Balz bzw. Werbung oder Kampf.
  5. Als Ausnahme von dieser Regel gibt es immer schon minoritär homoerotisches Verhalten, das aber biologisch steril bleibt. Um diese Ausnahmen als Verhaltensvariante auf dieselbe Ebene und das heißt als gleichartig und gleichwertig neben die Sexualität zu stellen, wurde der Gender-Begriff eingeführt.Gender differenziert nicht zwischen den zwei biologischen Geschlechtern, sondern verweist auf ein breites Spektrum erotischer Verhaltensvarianten. Damit jedoch gerät die biologische Fortpflanzung völlig aus dem Blick. Auch der an die biologische Fortpflanzung gebundene Familienbegriff wird durch die Gender-Perspektive unscharf und verfälscht.
  6. Der Gender-Begriff ist vollständig überflüssig, wenn es darum geht, über Männer, Frauen, über Jungen und Mädchen sowie über Familien sowie über Sexualität und Fortpflanzung zu reden. Er wird ausschließlich deswegen benötigt und eingeführt, um das homoerotische Verhalten als gleichartig und gleichrangig mit dem eigentlichen sexuellen Verhalten erscheinen zu lassen. Das ist jedoch nicht möglich, ohne letzteres in seiner biologischen Besonderheit zu leugnen und zugleich zu entwerten.
  7. Ginge es bei Gender Mainstreaming nur um das biologische und soziokulturelle Verhältnis der beiden Geschlechter, dann wäre der Gender-Begriff unnötig gewesen. Denn dass das jeweilige biologische Geschlecht soziokulturell immer schon mit unterschiedlichen sozialen Rollen verknüpft war, die historisch selbstverständlich immer weiter entwickelt und verändert worden sind, das ist eine schlichte Trivialität.
    Was die männlichen und weiblichen Rollen in historischer Perspektive und bis heute angeht: da ist das jeweilige biologische Sein die Grundlage, auf der sich jeweils unterschiedliche soziokulturelle Rollenkonzepte entwickelt haben (entwickelt, nicht: konstruiert), und zwar unterschiedlich in Zeit und Raum. Nein die soziokulturellen Konzepte des Mann-Sein und des Frau-Seins sind nicht selbst biologisch, aber sie haben unhintergehbar eine biologische Grundlage, und sie sind stets zwar auf unterschiedliche Art und Weise aber doch komplementär aufeinander bezogen, weil das letztlich für die biologische Reproduktion jeglicher Gesellschaft unabdingbar ist. – Und: natürlich gibt es mehr als zwei Geschlechter. Nämlich genau zwei.
  8. „Gender“ macht daher als Begriff nur dann Sinn, wenn der verschwiegene Bezug auf die Homoerotik berücksichtigt wird; dieser Bezug ist in „Gender Mainstreaming“ enthalten, und das war so auch intendiert. Die Vorgeschichte und die Geschichte der Weltfrauenkonferenz von Beijing (1995) zeigt genau das. Man sagt „Gender“ oder „Diversity“ und meint „Homoerotik“, die auf diese Art und Weise neutral angesprochen und zur Geltung gebracht werden kann. Nur das ist die sprachpolitische Funktion des Gender-Begriffs, ebenso wie die des Diversity-Begriffs.
  9. Gender Studies sind aus mehreren Gründen nicht wissenschaftlich. Ein wichtiger Grund besteht in der Nicht-Trennung von Entstehungs-, Begründungs- und Verwendungszusammenhang. Hierzu im einzelnen Dr. Alexander Ulfig mit seiner Buchsprechung von Axel Meyer: Adams Apfel und Evas Erbe, München 2015:Cuncti: Angriffsziel „Gender Studies“ verfehlt!

Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass die Abgrenzung Naturwissenschaft von Geisteswissenschaft irrig ist, weil die Sozialwissenschaften damit falsch klassifiziert werden. Viel wichtiger und richtiger ist bei den Realwissenschaften die Unterscheidung zwischen Wissenschaften, die einen Erklärungsanspruch und jenen, die einen Verständnis- und Deutungsanspruch haben, denn diese Unterscheidung hat methodische Implikationen von erheblicher Bedeutung: Cuncti: Geschlechterdebatte Deutung statt Erklärung Es hängt vom Gegenstandsbereich ab, welche Methode jeweils zu wählen ist.

  • Naturwissenschaften (z. B. Biologie) erklären etwas rational & empirisch, etwa die biologische Vererbung,
  • Kulturwissenschaften  (z. B. Literaturwissenschaft) deuten etwas, etwa Shakespeares rätselhaften „Sturm“, und
  • Sozialwissenschaften (z. B. Ökonomie) erklären (etwa das Wirtschaftswachstum oder die Konjunkturen) oder deuten (etwa die wirtschaftlichen Mentalitäten der Menschen) – wobei die Erklärung meist im Vordergrund steht.

Weitere Texte zum Thema:

Laborjournal: Biologen im Gender-Getümmel

faz: Genderforschung an der Uni Der große Streit über den kleinen Unterschiedl

Laborjournal: Glauben statt Wissen

 

DerArtikel erschien zunächst: Frankfurter Erklärung – Warum…

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